„Tja, da ist guter Rat teuer“, sagt meine Zwillingsschwester Mareike immer, wenn ihr eine Sache unmöglich erscheint. Als wir vorm Spielzeugladen standen und ich mein Taschengeld zählte, sagte sie diesen Satz wieder.

 

Im Schaufenster lag eine Bonbonmaschine, die ich mir unbedingt kaufen wollte. Sie war knallrot, glänzte in der Sonne, und in dem kugelrunden Glasdeckel der kleinen Vorratssäule auf der Maschine glitzerten die bunten Bonbons. Oh Mann, was für ein tolles Ding! Aber mein Geld reichte nicht dafür.

 

Ich musste etwas unternehmen. Ohne die Bonbonmaschine konnte ich nicht nach Hause gehen, dann würde ich bestimmt sterben. Doch Mareike verdrehte nur die Augen. Erst als ich blau anlief, weil mir bei dem Gedanken die schöne Maschine zu verlassen die Luft wegblieb, glaubte sie mir. Mir war schon etwas schummerig, bis sie endlich begriff wie wichtig die Bonbonmaschine war.

 

Mit ihr könnten wir selbst um Mitternacht Bonbons machen und auch sonntags. Uns würden niemals die Bonbons ausgehen, wie im Schlaraffenland, bloß ohne Milch. Was für eine verflixt schöne Vorstellung. Mareike rümpfte die Nase und erzählte, man bekäme von zu viel Zucker Karies. Dann legte sie ihr ganzes Taschengeld zu meinem. Karies muss wohl eine Art Gemüse sein, davon isst Mareike nämlich reichlich. All das Geld reichte aber immer noch nicht.

 

Schnell überlegte ich, wie wir uns mehr Geld verdienen könnten. Jetzt brauchten wir wirklich einen guten Rat. Zum Glück habe ich davon mehr als genug, im Raten bin ich verflixt gut. Deshalb kauften wir mit dem ganzen Geld in einem Kiosk Lose. Nachdem wir alle aufgewickelt hatten, sah ich, dass Mareike einmal etwas Wahres gesagt hatte. Guter Rat war wirklich teuer. Obwohl kaum Nieten dabei waren, erhielten wir ein Preisgeld, das nur halb so groß war wie unser Taschengeld. So ein Schlamassel.

 

Mareike schimpfte, sie hätte von vornherein gewusst, dass das eine doofe Idee wäre. Sie beschwerte sich als wir aus dem Kiosk hinausgingen, weiter vor der Tür und dann auf dem Bürgersteig. Meine Beine fühlten sich wie Pudding an und ich setzte mich auf die Bordsteinkante. Neben dem Abfluss sah ich einen großen Geldschein. Da lag unser Glück auf der Straße, ganz ohne einen guten Rat. Jetzt wusste ich auch, wieso wir es nicht in den Losen fanden.

 


„Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt“, sagt meine Tante Hebert ständig, wenn sie mich sieht. Als ich den Baum meines Baumhauses anmalte, wiederholte sie das sogar dreimal. Dabei schüttete ich Farbe in die Pfanne und keinen Hund. Das fand ich verflixt komisch.

 

Nee, nicht die Farbe in der Pfanne. Ich meine, dass ein Hund in der Pfanne verrückt werden soll. Ich wollte unbedingt herausfinden, ob das Sprichwort stimmt. Tante Heberts Spitz hatte gerade die richtige Größe für eine Pfanne. Er ist ein kleiner Hund, der laut quietscht, wenn er bellt. Was er sehr oft tut, wie verrückt. Und es war sehr schwierig seine normale Verrücktheit von der Pfannen-Verrücktheit zu unterscheiden.

 

Als uns Tante Hebert und Spitz besuchten, wartete ich bis ich mit Spitz allein in der Küche war. Dann machte ich den Herd an, nahm aus dem Schrank die alte Pfannkuchen-Pfanne, stellte sie auf die Herdplatte und setzte Spitz in die Pfanne. Er kläffte, hüpfte, knurrte, schüttelte seine Ohren und versuchte sich in den Schwanz zu beißen.

 

Aber verrückt wurde Spitz in der Pfanne nicht, auch kein Chinese. Obwohl meine Zwillingsschwester Mareike behauptete, ich würde chinesisch kochen. Nee, kochen oder braten wollte ich den Spitz wirklich nicht. Deshalb hob ich Spitz hoch, ehe die Pfanne heiß wurde. Weil es vielleicht länger dauern könnte, bis ein Hund in der Pfanne verrückt wurde, hielt ich Spitz über die Pfanne und wartete. Da kam Tante Hebert in die Küche. Sie riss die Augen weit auf als sie uns entdeckte und quietschte schlimmer als ihr Spitz:

„Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!“

 

Ich weiß nicht genau wie es passierte, eigentlich drehte ich mich nur um. Plötzlich lag die Pfanne auf dem Boden und Tante Hebert saß mit dem Mors drin. Sehr schnell erkannte ich, dass das Sprichwort ganz anders lauten sollte, nämlich: „Da wird doch die Tante in der Pfanne verrückt.“